Ja, auch voll im Weihnachtsstress! Ich würde jetzt gerne sagen, dass ich einfach eine superkonsequente Bloggerin bin, die rund um die Uhr neuen Content kreiert, aber du weisst genau so gut wie ich, dass das Wetter auch trotz Xmas-Endspurt eher zum Netflixen und Guetzli mampfen einläde, oder? Darum gibt es heute die revidierte Version* einer Hitliste der etwas anderen Sorte. Keine Glitzerschuhe oder Nagellack-Faves, sondern eine Best Of-Liste der beliebtesten Weihnachtsguetzli der Schweiz – inklusive der wichtige Frage:
Was sagt dein Lieblingsguetzli über dich aus?
Krass, gä? Auf in den Guetzliplausch zum Weihnachtsfest, tra la la!
Mailänderli
Dieses buttrige, weizenmehlige, hauchzart-nach-Zitrone-schmeckende Guetzli ist quasi die weisse Leinwand unter den Weihnachtsguetzli: Jeder kennt ihn, fast alle essen ihn… und keiner würde zugeben, dass es einem erst nach mindestens 250g davon schlecht wird. Die grosse Herausforderung beim backen dieses massentauglichsten-aller-Guetzli ist, den absolut perfekten Bräunungsgrad hinzugkriegen. Zu hell schmecken sie fad. Zu dunkel, gerät Omi in Rage.
PSYCHOGRAFIE VON MAILÄNDERLI-FANS:
Gefällig, liebesbedürftig und Missionarsstellung-liebend: So würde man dich nur zu gerne abstempeln, aber weisch was?
Du liebst zwar Mailänderli, Robbie Williams und Ferien im Tessin, bist aber innendrin durchaus ein Rebell.
Ich wette jetzt 10 Stutz, dass du eine Tätowierung hast, aber so chli versteckt, an der Pobacke oder so.
Ich glaube auch, dass du amigs nur ganz wenige Mailänderli produzierst weil du beim Zubereiten schon den halben Teig isst. DAS IST GEFÄHRLICH, aber so bisch halt. Living on the edge! Aber wenn du die Mailänderli mit irgend etwas anderem dekorierst als mit einem Pinselstrich Eigelb, muss ich das ganze Lob zurücknehmen. Jeder weiss, dass Mailänderli keine Streuseldeko oder Zuckerguss mögen!
Brunsli
Dieses Guetzli schafft den seltenen Spagat, gleichzeitig staubtrocken und irgendwie trotzdem saftig zu sein. Das Saftige kommt von den gemahlenen Mandeln, das Staubtrockene von der Tatsache, dass uns Brunsli optisch (und auch von der Zutatenliste her) vorlügen, sie seien Schoggiguetzli. Dabei weiss jeder, dass sie überhaupt nicht danach schmecken. Sondern nach Schnaps, Mandeln, Zimt und Trostlosigkeit.
PSYCHOGRAFIE VON BRUNSLI-FANS:
Dieses Vortäuschen-von-falschen-Tatsachen, das Brunsli als «ich-gseen-nach-Schoggi-uus!»-Weihnachtsplätzchen seit Jahrhunderten hinlegt, macht klar:
Brunsli-Fans sind Psychopathen. Oder Soziopathen?
Jedenfalls sieht es bei ihnen innerlich so ganz anders aus als sie uns mit ihrer Freitag-Tasche-tragenden Pseudo-Urbanität vortäuschen wollen. Das sind dunkle seelische Abgründe, die jedem Angst machen sollten.
Vanillekipferl
Genau genommen ist dieses zart-brüchige Biscuit-Gebäck ein Einwanderer, und gar kein richtiges Schweizer Weihnachtsguetzli: Mein Mann, der Tigerprinz, findet aber, dass sie unbedingt zu Weihnachten gehören. Aber er ist ja auch etwa 1 km von der Deutschen Grenze entfernt aufgewachsen und vielleicht deshalb nicht ganz zurechnungsfähig.
Jedenfalls zeichnet sich das Vanillekipferl durch seinen intensiven Buttergeschmack und dem noch intensiveren Vanillegeschmack aus. Ah, und durch die Tatsache, dass man beim Essen derselben auf keinen Fall reden oder lachen sollte, weil man beim Puderzucker inhalieren sterben könnte.
PSYCHOGRAFIE VON VANILLEKIFPFERL-FANS:
Dieses kosmopolite, We-Are-the-World-Gebare, mit dem ein Vanillekipferl-Fan rechtfertigen will, dass er niemals weniger als 20 davon essen kann und dass das IMFALL SCHO WIEHNACHTSGUETZLI SIND AU I DE SCHWIIZ nervt.
Fakt ist aber, dass ein richtig gutes Vanillekipferl fast so gut ist wie Sex mit jemandem, der sich mit deinem Körper auf eine Art auskennt, die die Tatsache verleugnet, dass er (oder sie) erst zweimal mit dir im Bett war.
Vanillekipferl-Fans sind Blender und Angeber. Und das Schlimmste ist, dass sie damit durchkommen!
Tirggel
Okay, das ist jetzt vielleicht ziemlich Zürich-spezifisch, aber der Tirggel gehört einfach zu den Weihnachtsguetzli, auch wenn man dieses brettharte Gebäck auch das ganze Jahr über kaufen kann. Der Tirggel zeichnet sich durch seine hauchdünne, aber, äh, recht feste Gestalt aus: Dicker könnte man dieses Guetzli auch gar nicht machen, da man sonst Zähne ausbeissen würde (und das auch so schon beinahe tut).
Sein umwerfend-feiner Geschmack stammt vom Honig aber, der mit dem Weizenmehl und… (Steffi liest, was sonst noch drin stecken könnte und findet nur noch «eingebildete Züri-Luft» okay nein) auch e bitz Rosenwasser und Zimt).
Was aber einen echten Züri-Tirggel wirklich auszeichnet ist die Tatsache, dass man beim Essen derart Krach macht, dass das BAG rät, beim Essen einen Gehörschutz zu tragen.
PSYCHOGRAFIE VON TIRGGEL-FANS:
Diese magische Kombination aus einem eigentlich ziemlich unscheinbaren, unaufregenden Guetzli und dem spektakulären Lärm, den man beim Essen derselben macht spricht vor allem Menschen an, die gerne mal aus dem engen Korsett ihres Lebens ausbrechen würden, aber nicht so genau wissen, wie sie das anpacken sollen.
Hey Pretty Tipp: Nein, mit dem Besuch eines Swingerklubs oder dem Tragen von Animal Print wirst du deine verwegene Seite nicht plötzlich entdecken. Aber wenn dich im Büro jemand so richtig, richtig nervt, kannst du am Donnerstag neben ihm echli Tirggel essen.
Spitzbuben
Dieses grossartige, superzarte Guetzli bildet ganz alleine die A-Liga der Weihachtsguetzli-Familie, und das aus einem ganz einfachen Grund:
Es ist derart aufwändig und dauert derart lange, bis du deine Spitzbuebe-Sandwiches aus Guetzli, Gumfi, Guetzli und Puderzucker konstruiert hast, dass Weihnachten möglicherweise schon wieder vorbei ist, bis sie genussfertig sind.
So sind es wirklich nur die extremen Streber-Naturen, die überhaupt selber Spitzbuben machen: Du weisst schon, das sind die, die im Naturkundeunterricht immer aufgestreckt haben und die heute mit ihren Kindern auf dem Spielplatz sind und Dinge sagen wie: «Was? Du liest deiner Kleinen nicht jeden Abend 90 Minuten lang vor? So lustig!».
PSYCHOGRAFIE VON SPITZBUEBE-FANS:
Die Person, die Spitzbuebe herstellt ist überhaupt nicht gleichzustellen mit der Person, die sie gerne isst.
Aber dieses streberige Hochleistungs-Handwerk, welches in jedem dieser Guetzli-Sandwiches steckt, spricht durchaus Leute an, die sonst eher unorganisiert sind und auch mal vergessen, eine Rechnung zu bezahlen oder ihre Pflanzen zu wässern.
Sie sind Geniesser der eher faulen Sorte – denn niemand, der einen (meist ziemlich riesigen) Spitzbueb isst, geht danach 55 Minuten lang auf dem Hometrainer stramplen, um die Kalorien wieder abzuarbeiten.
NIEMAND.
Chräbeli
Oh nei, du armes Chräbeli! Kein Weihnachtsguetzli wird mehr missverstanden und unterschätzt… dabei ist das Chräbeli nicht nur eines der ältesten Weihnachtsguetzli überhaupt (neben dem Tirggel, den man schon vor 500 Jahren genau so gemacht hat), sondern auch eines der Feinsten. Und nein, man muss kein Ouzo mögen, um den zarten Anis-Geschmack schätzen zu lernen.
Das Chräbeli mag zwar aussehen wie eine verdörrte alte Frau, begeistert aber mit seinem exotischen Geschmack und – wenn es noch frisch ist – der herrlichen Mischung aus knackiger Kruste und leicht chätschigem Inneren.
PSYCHOGRAFIE VON CHRÄBELI-FANS:
Menschen, die jedes Jahr für Amnesty International spenden und in den Ferien die streunenden Katzen füttern gehen sind sehr oft auch Chräbeli-Fans. Zwar sind diese Menschen sehr oft auch Carlos Santana und Desigual-Jacken-Fans, also müssen wir ihren Geschmack vielleicht ein bisschen kritisch hinterfragen.
Weil sie aber wissen, dass sie mit ihrer Chräbeli-Liebe anecken und im Büro deshalb oft auch angemacht werden («Ich han mich IMMER gfröögt, wer diä gruusige Guetzli isst!») suchen sie mit der Zeit förmlich die Auseinandersetzung mit ihrer Umwelt.
Manche Leute müssen sich reiben, um Hitze zu spüren. Das sind Chräbeli-Esser, einfach in Birkenstocks.
Oreos
Haued ab, ihr importierten Gar-Nicht-Guetzli! Die USA haben uns wirklich grossartige Dinge beschert. Oreos gehören nicht dazu. Der einzige Spassfaktor daran, ist dass man nach dem Verzehr für mindestens vier Stunden schwarze Zähne hat.
PSYCHOGRAFIE VON OREOS-FANS:
Im-Kino-laut-Kommentierer.
Zimtsterne
Ich schwöre dir, wenn du jetzt anfängst «Zimetstern hani gern» zu singen, werde ich dich von meinem Blog blockieren. Just kidding, das geht gar nicht. Gäll, René H. aus Z., der mit mir in die Sek ging? AU DU DÖRFSCH NO.
Zimtsterne gehören klar in die Top 3 der Schweizer Weihnachtsguetzli. Einerseits, weil sie relativ einfach zu machen sind. Und andererseits, weil man sie voll easy auch noch im März essen kann, die sind ein bisschen die Kakerlaken unter den Guetzli.
Ich mag Zimtsterne wirklich gern (trotz des blöden Andrew Bond-Lieds), aber was ich ihnen wirklich schwer vorwerfe, ist dass sie – wenn man sie in einen Sack voll diverser Weihnachtsguetzli mischt – jeden anderen Guetzligeschmack infiltrieren, und am Schluss schmeckt auch das Mailänderli und das Brunsli nach Zimstern. THEY’RE TAKING OVER THE WORLD!
PSYCHOGRAFIE VON ZIMTSTERN-FANS:
Die kecke, esoterisch anmutende Form – die übrigens zwingend sternförmig sein muss (Würdest du JEMALS einen Zimtchreis oder ein Zimtmöndli essen? EBEN.) macht schon klar, dass der Zimtstern-Freund ein bisschen mehr Tiefgang hat als andere.
Zimtsterne-Fanatiker besuchen Jazz-Konzerte, lesen im Tram demonstrativ ein BUCH AUS PAPIER und neigen dazu, Modetrends mit etwa zwei Jahren Verspätung zu tragen.
Dafür sind sie echt gute Freunde und immer für einen da, wenn es einem schlecht geht. Ausgenommen sind aber die Menschen, die zuerst beim Zimstern die Puderzucker-Eiweiss-Glasur ablecken, bevor sie das Guetzli essen. Das sind fast so schlimme Psychopathen wie Brunsli-Fans.
Aber nur fast.
Oatmeal Cookies
Okay, ich gebe es zu: Haferflockenguetzli sind absolut und total KEINE Weihnachtsguetzli. Und zwar nirgends auf der Welt. Sie sind vielmehr die warme Umarmung unter den Guetzli, das legal erhältliche Beruhigungsmittel in deiner Coop-Filiale, die Mahlzeit für die Seele.
Und es ist auch das einzige Guetzli, das ich tatsächlich selber backen kann.
Darum musste das unförmige, nicht-fotogene Oatmeal Cookie unbedingt in meine Hitliste mit rein.
PSYCHOGRAFIE VON OATMEAL COOKIE-FANS:
Wandelnde Knuddel-Kugeln, die richtig schöne Weihnachtsgeschenke verdienen *Tigerprinzhüstelhüstel*!
Et voilà, mit diesem Guetzliflash – und ganz leichter Übelkeit, weil ein paar meiner Guetzlimodels glutenfrei waren und ich sie deshalb sofort essen musste – entlasse ich dich nun wieder in den Vorweihnachts-Endspurt. Mögen deine (Guetzli)Träume alle wahr werden. Und falls du nächste Woche Ferien hast:
Ich wünsche dir dann wunderbare, stimmige Festtage, Cara. Merry Christmas, sogar den Brunsli-Fans!

*Dieser Beitrag erschien am 24.12.2018 erstmals und wurde revidiert, um den Chräbli endlich zu würdigen.
3 Comments
Habe mich fast verschluckt beim Frühstück vor Lachen 😀. 🙋🏻♀️Team Mailänderli. Pur. 😘. Chräbeli mag ich eigentlich auch, aber bei aller Liebe, fast doppelt soviel Zucker wie Mailänderli??! 😅
Haha, ich identifiziere mich voll mit der Zimtstärne-Fraktion! Wünsche euch nur das Beste für die Feiertage und das neue Jahr! 🍾🥂
Frohe Festtage Steffi ❤️🎅🎄🎅🎄🌟